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Das Interview mit Marion Kracht: „Das Stück ist der absolute Knaller“

25. 10. 2018
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Schauspielerin Marion Kracht ist aus der deutschen TV-Landschaft nicht wegzudenken: Sie stand für „Diese Drombuschs“, „Das Traumschiff“, „Derrick“, „Dr. Kleist“ und mehr vor der Kamera, aktuell ist sie auch in der ARD-Erfolgsserie „Babylon Berlin“ zu sehen. Am 4. November kommt Kracht gemeinsam mit Daniel Morgenroth mit dem weihnachtlichen Theaterstück „Auf ein Neues“ nach Münster. Im Interview erzählt sie, wie sie als Kind Schule und Karriere unter einen Hut bringen musste, warum sie Gebärdensprache beherrscht und was an veganem Sauerbraten so gut schmeckt.


Die Fragen stellte Meike Mittmeyer-Riehl


Gemeinde Münster: Frau Kracht, das Stück „Auf ein Neues“ spielt am Weihnachtsabend. Wie feiern Sie selbst eigentlich Weihnachten?


Marion Kracht: Ganz traditionell. Wir machen das immer noch so, obwohl unsere Kinder inzwischen groß sind, dass wir den Baum schmücken und das Christkind kommt. Dann läutet ein Glöckchen und die Geschenke liegen unter dem Baum. Außerdem gibt es ein leckeres 5-Gänge-Menü.


Sie leben seit fast 30 Jahren vegetarisch, größtenteils sogar vegan, haben schon Veggie-Kochbücher geschrieben. Was kommt denn an Weihnachten statt der Gans auf den Teller?


Das ist ganz unterschiedlich. Meine Kinder lieben die indische Küche sehr, dann mache ich vielleicht Malai Kofta. Ich habe auch schon veganen Sauerbraten gemacht – das Rezept ist auch in meinen Kochbüchern drin – was hervorragend funktioniert und sehr, sehr gut schmeckt. Ich denke mir da immer unterschiedliche Sachen aus, aber es muss etwas sein, was man gut vorbereiten kann, weil ich keine Lust habe, während des Festes die ganze Zeit in der Küche zu stehen.


Schon mit fünf Jahren standen Sie vor der Kamera. Eine ganz normale Kindheit war das nicht, oder?


Nö, kann man so nicht sagen. Ich habe schon als Kind sehr, sehr viel gearbeitet. Meine Eltern waren keine „Film-Eltern“ in dem Sinne – solche gab es auch, die ihr Kind dauernd pushten und wo die Kinder quasi das Geld verdienten. Damals war es mit dem Kinderschutz noch nicht so weit her. Solche Kinder kannte ich auch, das war bei uns Gott sei Dank nicht der Fall. Aber ich wollte das gerne. Ich fand‘ das viel interessanter als die Schule (lacht). Deswegen habe ich immer zwischen Fernsehstudio und Schule gependelt. Da musste ich ein gutes Zeitmanagement lernen.


Stehen Sie eigentlich lieber auf der Theaterbühne oder vor der Fernsehkamera?


Immer das, was ich gerade mache. Gott sei Dank nicht andersherum! (lacht) Ich mache einfach beides wahnsinnig gerne.


Für ein Theaterstück haben Sie Ende der 90er Jahre eine Gehörlose gespielt und später für Ihr ehrenamtliches Engagement für Gehörlose sogar das Bundesverdienstkreuz erhalten. Wie bereitet man sich auf eine so schwierige Rolle vor?


Das war nicht leicht. Ich habe vier Monate lang Gebärdensprache gelernt. Genauer gesagt habe ich nur das gelernt, was ich auf der Bühne sprechen musste. Aber da das drei Stunden waren, habe ich schon sehr, sehr viel gelernt. Auch heute werde ich noch viel dafür angefragt, zum Beispiel aktuell in „Babylon Berlin“. In dieser Rolle wende ich auch Gebärdensprache an. 


In „Auf ein Neues“ verkörpern Sie eine taffe Karrierefrau – wie viel von Ihnen selbst steckt in dieser Rolle?


Dass man immer alles perfekt unter einen Hut bringen will, kenne ich durchaus auch: Kinder, Job, und in allem will man gut sein. Viele Frauen haben diesen doppelten Druck, gerade wenn sie alleinerziehend sind, was Catherine in dem Stück ja ist. Darüber vergisst man oft, mit sich selbst und anderen lieb zu sein. Einen Teil davon kenne ich natürlich auch, aber ich bin Gott sei Dank nicht alleinerziehend und bin insofern schon anders als die Figur, die ich spiele.


Was ist das Besondere an dem Stück?


Das Tolle ist, dass es die perfekte Mischung hat: Man kann sehr viel lachen, aber es hat auch einen ernsten Hintergrund: Wie kommen Menschen in die Obdachlosigkeit, wie gehen wir eigentlich mit diesen Menschen um? Das sind gerade in der heutigen Zeit wichtige Themen.


Haben Sie mit Daniel Morgenroth schon früher mal zusammengearbeitet?


Wir haben uns bei einem kurzen Dreh kennengelernt, bei dem wir aber nichts miteinander zu tun hatten und fanden uns sympathisch. Dann haben wir gesagt: Mensch, wollen wir nicht mal was zusammen machen? Und dann kam das Stück „Auf ein Neues“ und daraus ist eine Freundschaft und eine super Zusammenarbeit entstanden. Daniel ist ein wahnsinnig guter, wunderbarer Kollege und nicht nur menschlich ein Pfundskerl, sondern auch auf der Bühne unglaublich präzise und ohne irgendwelche dummen Eitelkeiten. Das Stück ist der absolute Knaller, denn wir haben dann, wenn wir die nächste Tournee beginnen, die 400. Vorstellung. Münster ist die 401.!


Haben Sie irgendein Ritual, kurz bevor Sie gemeinsam die Bühne betreten?


Kurz bevor es losgeht, wünschen wir uns viel Spaß, denn wir wollen ja auch Spaß haben, nicht nur die Zuschauer. Es ist ja Lebenszeit.

 

Zum Stück


Catherine (Marion Kracht) ist eine selbstbewusste Mittvierzigerin. Ihre aufmüpfige 14-jährige Tochter Sarah (Emma Henrici) fühlt sich von der dominanten Mutter vernachlässigt und unterdrückt. An Heiligabend stolpert Catherine vor ihrer Wohnungstür über den angetrunkenen Obdachlosen Michel (Daniel Morgenroth), der sich vor der Kälte in das schicke Pariser Haus geflüchtet hat. Die drei verbringen das Fest zusammen – und müssen schon bald ihre eigenen Lebensentwürfe überdenken. Beginn ist um 18 Uhr (Einlass 17 Uhr) in der Kulturhalle Münster, Friedrich-Ebert-Straße 73. Tickets gibt es am Empfang des Rathauses, bei allen ztix-Vorverkaufsstellen und unter www.kulturhalle-muenster.de.


Zur Person


Marion Kracht, Jahrgang 1962, wächst als Tochter des Dramaturgen Fritz-André Kracht in München auf. Bereits mit fünf Jahren tritt sie zum ersten Mal in TV-Filmen und für Werbespots vor die Kamera. Ihre erste große Rolle bekommt Marion Kracht mit 14 Jahren in der TV-Serie „Die Buddenbrooks“ als ‚Tony‘. Zwischen 1985 und 1994 spielte Kracht in Robert Strombergers Erfolgsserie „Diese Drombuschs“ ab der 2. Staffel die Bettina „Tina“ Drombusch. Bis heute ist Kracht in mehr als 100 verschiedenen TV-, Bühnen- und Kinorollen zu sehen. Sie ist zudem Autorin vegetarisch-veganer Kochbücher, die bei der Vorstellung in Münster natürlich auch gekauft werden können.

 

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