„Der Film, der läuft, das sind für uns die Noten“ – ein Interview mit Tobias Rank vom Wanderkino
So erklärt Musiker Tobias Rank als ein Teil des Musikerduos des WANDERKINOS „Laster der Nacht“ sein Handwerk, dass er mit Musikerpartner Sebastian Pank gemeinsam seit 1999 betreibt. Das WANDERKINO ist ein mobiles Kino und präsentiert Stummfilme unterschiedlicher Genres: Slapstick-Komödien, Monumental- und Experimentalfilme. Die Filmprojektion erfolgt mit historischer 16mm-Filmtechnik. Alle Filme werden in unterschiedlicher Instrumentalbesetzung musikalisch live begleitet. Ein Oldtimer-Feuerwehrfahrzeug (Magirus Deutz, Bj. 1969) integriert die gesamte Kino-, Ton- und Lichttechnik, transportiert Bestuhlung und Instrumentarium. Am 22. Juni macht es Halt in Münsters Bürgerpark und spielt ab Sonnenuntergang. Im Vorfeld hat Lena Brunn (Kulturmanagement Gemeinde Münster Hessen) sich mit Tobias Rank ausgetauscht.
Herr Rank, was war eigentlich zuerst da: Das historische Gefährt oder die Idee zum Wanderkino?
Zuerst war in der Tat das Fahrzeug da. Mein Kollege von damals hatte das von einem Zirkus gekauft, benötigte es aber nicht mehr. Er sagte, „damit muss man was machen“. Dann haben wir die Idee gesponnen, weil wir beide Musiker sind. Ich hatte vorher schon Stummfilme in Filmtheatern gezeigt. Die Idee des Wanderkinos haben wir dann 1999 zum ersten Mal ausprobiert. 2002 haben wir dann nochmal einen anderen, den heutigen Magirus Deutz gekauft, weil der Vorgänger schwächelte.
Was war der verrückteste Ort, an dem Sie jemals mit dem Wanderkino gespielt haben?
Oh, es gibt so viele wunderbare Orte. Meist sind es die abgelegenen Orte, wo man solche Veranstaltungen erstmal nicht vermutet: Waldlichtungen oder Strände. Wir haben in Berlin mal auf einem Friedhof gespielt. Das ist natürlich besonders.
Haben Sie selbst einen Lieblingsfilm?
Das wechselt. Aber ich persönlich mag schon sehr die Filme von Buster Keaton. Die sind trotz aller Slapstick sehr gehaltvoll und haben Tiefe. Auch die virtuosen Filme von Mack Sennett. Das war ein Filmemacher in den 10ern und 20ern des letzten Jahrhunderts.
Sind Filme, in denen viel passiert, spannender zu begleiten?
Unterschiedlich. Nur Slapstick-Filme zu begleiten ist anstrengend, weil man da sehr viel spielen muss. Ruhige Filme mag ich musikalisch genauso, weil man da auch bisschen was anderes spielen kann.
Ein Auge muss man ja quasi immer auf der Leinwand haben. Braucht es dafür viel Übung?
Eigentlich beide Augen. Die Hände machen das ja eigentlich von alleine. Man muss die Gabe und die Lust haben, frei Musik zu machen, zu improvisieren. Ich sage immer: „Der Film, der läuft, das sind für uns die Noten“. Man muss den Film mit seinem Aufbau und den Stimmungen schon sehr gut kennen.
Bild zur Meldung: Foto: Wanderkino